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Ediger, Alexander Heinrich geb. 1893 in Berdiansk (?), gest. ca. 1938? in Russland. verheiratet mit Katharina, geb. Dyck, zwei Kinder Studium an der historisch-philologischen Fakultät der Petersburger Universität; 1919–1924 Lehrtätigkeit in der Krim und im Dorf Liebenau (Ukraine); 1923–1931 Prediger (ab 1924 Ältester) der Schönseer Mennonitengemeinde; 1925–1929 Vorsitzender der Kommission für kirchliche Angelegenheiten (KfK) der Mennonitengemeinden Russlands und 1925–1928 Herausgeber des Konferenzblattes Unser Blatt
Alexander Ediger stammte aus einer gebildeten Familie in Berdjansk. Sein Vater Heinrich A. Ediger war dort Besitzer einer Druckerei und Mitherausgeber der mennonitischen Zeitschrift ‚Der Botschafter’, diente als Bürgermeister und einige Jahre als dänischer Vize-Konsul zu Berdjansk. 1919 flüchtete die Ediger Familie in die Krim, wo Alexander sich mit Katharina Dyck, Tochter eines wohlhabenden mennonitischen Gutsbesitzers verheiratete. Im Herbst 1923 wurde er als Dorfschullehrer nach Liebenau in der Molotschna Kolonie (Ukraine) berufen. Kurz danach wurde er auch von der Schönseer Mennonitengemeinde zum Prediger gewählt und ein Jahr später von Ältester Jakob Aron Rempel zum Ältesten ordiniert. Er gewann durch sein freundliches Wesen und besonders durch seine ernsten, zu Herzen gehenden Predigten bald die Herzen aller Gemeindeglieder. Er zeichnete sich auch als Klaviervirtuose und begabter Dirigent des Gemeindechores aus. Im Januar 1925 beteiligte er sich an der Mennonitischen Bundeskonferenz in Moskau, die so genannte „Zweite Märtyrersynode der Taufgesinnten.“ Von den insgesamt 86 Teilnehmern wurden die meisten in den Jahren 1929-41 verhaftet und verbannt oder erschossen, nur 18 gelang es nach Kanada oder der USA auszuwandern. Am 17 Jan 1925 wurde er auf dieser Konferenz zum Vorsitzenden der Kommission für kirchliche Angelegenheiten, welche die Vertretung der Mennonitengemeinden gegenüber sowjetischen Behörden und Regierungsstellen wahrnahm, gewählt. Er war auch 1925 – 1928 Mitherausgeber der Zeitschrift Unser Blatt. Diese öffentliche Tätigkeit brachte ihn unter ständiger Beobachtung der GPU. 1929 wurde er verhaftet und nach Melitopol ins Gefängnis gebracht, kam aber nach etlichen Monaten frei. Um einer zweiten Verhaftung zu entweichen flüchtete er 1931 mit der Familie nach Memrik und arbeitete in Stalino (Donetzk) als Übersetzer von technischen Büchern ins russische. Hier in Stalino wurde er wiederum verhaftet und nach dem Weißmeerkanal, Murmansk Gebiet verbannt. Womit er beschuldigt war ist nicht sicher, aber unter §58 könnte seine Tätigkeit als mennonitischer Prediger als „Mitgliedschaft in einer konterrevolutionären, faschistischen Organisation“ oder als „anti-sowjetische Agitation“ gedeutet werden. Aus der Haft schrieb er: „ich musste diesen Weg gehen, der Herr musste mich diesen Weg führen, es war nur gut für mich . . . wenn man erst mitten in den Leiden ist, dann erfährt man so recht die tröstende und helfende Hand Gottes“ (zit. n. A. Töws, Märtyrer, S. 76). 1935 wurde er entlassen und durfte sich einige Monate zu Hause aufhalten. Er wurde wiederum, zusammen mit seiner Frau Katharina, verhaftet und auf 7 Jahre in den Fernen Osten im Lager ‚Bamlag’ verbannt (seine Frau wurde auf 5 Jahre verbannt). Bevor sie die lange Reise in die Verbannung antraten wurde Alexander das Angebot gemacht, sich vom Glauben loszusagen, und zwar versprach man ihm, ihn nicht zu verschicken, wenn er sich lossage. Doch er ging nicht darauf ein. In Bamlag angekommen durften Mann und Frau die ersten zwei Jahre im Büro arbeiten. 1938 wurden sie endgültig getrennt. Alexander kam in das Lager ‚Swobodny’ (Freiheit) – welch ein Hohn! Ein kurzer Kartengruß aus dem dortigen Gefängnis was das letzte Lebenszeichen des Mannes an seine Frau.
Literatur: K. EDIGER: Under His Wings; A. TÖWS: Märtyrer, S. 73-78
EDIGER, Katharina: Under His Wings. Kitchener: Selbstverlag, 1994. HEIDEBRECHT, Hermann: Auf dem Gipfel des Lebens, Vom Stallknecht zum Professor, vom Träumer zum Märtyrer. Bielefeld: Christlicher Missions Verlag, 2004, S. 110-115. HILDEBRANDT, Julia, Heinrich Klassen, Gerhard Wölk, hrsg.: Aber wo sollen wir hin. Briefe von Russlandmennoniten aus den Jahren ihrer Gefangenschaft, Verbannung und Lagerhaft in der Sowjetunion. Frankenthal: Verlag Hirtenstimme, 1998, S. 83-87. LETKEMANN, Peter: A Book of Remembrance – Mennonite Victims of the Second Revolution, 1929-1941. (in Vorbereitung) TÖWS, Aron A.: Mennonitische Märtyrer der jüngsten Vergangenheit und der Gegenwart. Winnipeg: Selbstverlag, 1949, S. 73-78.
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